Dipl.-Ing. Anton Reinthaller (1895–1958)
Gründungsmitglied der FPÖ
Bundesparteiobmann der FPÖ von 1956 bis 1958
Dipl.-Ing. Anton Reinthaller war der erste Bundesparteiobmann der FPÖ. Der gebürtige Oberösterreicher prägte nach 1945 wesentlich die Neugestaltung des Dritten Lagers mit. In den Jahren 1955 und 1956 war der gelernte Landwirt auch maßgeblich an der Gründung der FPÖ beteiligt.
Kurzbiografie
Anton Reinthaller wurde am 14. April 1895 in Oberösterreich geboren. Er wuchs in Mettmach im Innviertel als Sohn eines Bauern auf, besuchte dort die Volksschule und anschließend ein Gymnasium in Linz. Im Ersten Weltkrieg diente er als Soldat der k. u. k. Armee und erreichte dort den Rang eines Oberleutnants. Von 1916 bis 1918 befand er sich in russischer Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg studierte Reinthaller Land- sowie Forstwirtschaft und war nach dem Abschluss des Studiums als Landwirt tätig. Er führte in diesem Zusammenhang auch den heimischen Hof.
Politisch engagierte sich Reinthaller zunächst beim Landbund. Später wechselte er aber zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland im März 1938 wurde er Minister für Land- und Forstwirtschaft im „Anschluss“-Kabinett von Bundeskanzler Arthur Seyß-Inquart. Im Jahr 1939 wurde der gebürtige Oberösterreicher zum Unterstaatssekretär im Reichsernährungsministerium in Berlin ernannt. In die SS wurde Reinthaller 1938 „ehrenhalber“ aufgenommen und erhielt später den Rang eines SS-Brigadeführers.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Anton Reinthaller 1950 wegen des „Hochverrates am österreichischen Volk“ sowie wegen seiner illegalen Aktivitäten für die NSDAP vor dem Krieg angeklagt. Anton Reinthaller wurde jedoch vor Gericht vom Vorwurf des Hochverrats freigesprochen und schließlich wegen seiner Tätigkeit in der Illegalität zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Da diese Strafe bereits durch die Untersuchungshaft verbüßt war, wurde er auf freien Fuß gesetzt. Generell räumen heutige Historiker ein, dass sich Anton Reinthaller nach 1945 vom Nationalsozialismus distanzierte und in seiner politischen Tätigkeit ein Bekenntnis zu Österreich ablegte.
Anton Reinthaller setzte nach seiner Entlassung sein politisches Engagement fort und gründete in Oberösterreich gemeinsam mit Friedrich Peter und Emil van Tongel die nationalbetonte Freiheitspartei. Mit ihr strebte er eine Neuformierung des deutschnationalen Lagers in Österreich an. Die Freiheitspartei trat damit in eine direkte Konkurrenz zum Verband der Unabhängigen (VdU), wobei es beim VdU zur gleichen Zeit zu ersten Zerfallserscheinungen und Richtungsstreitigkeiten kam. Schließlich folgten Verhandlungen zwischen beiden Parteien und am 17. Oktober 1955 wurde der Zusammenschluss des VdU und der Freiheitspartei zur FPÖ vereinbart. Getroffen wurde diese Vereinbarung zwischen Anton Reinthaller als dem Obmann der Freiheitspartei und dem VdU-Obmann Max Stendebach.
Auf dem Gründungsparteitag der FPÖ in Wien am 7. und 8. April 1956 wurde Anton Reinthaller zum ersten Bundesparteiobmann der FPÖ gewählt. Bei der Nationalratswahl am 13. Mai 1956 trat die FPÖ knapp einen Monat nach ihrer Gründung erstmals mit ihrem neuen Bundesparteiobmann zur Wahl an. Die junge Partei erreichte 6,52 Prozent der Stimmen sowie sechs Nationalratsmandate. Es sollten jedoch die letzten Nationalratswahlen unter der Obmannschaft von Reinthaller bleiben. Anton Reinthaller verstarb am 6. März 1958 in Oberösterreich – und damit nur zwei Jahre nach der Gründung der FPÖ.
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Wesentliche politische Funktionen
1956–1958 | Bundesparteiobmann der FPÖ |