Staps – der Attentäter
Roman von S. Coell
Verlag: Zur Zeit W3
ISBN: 978-3-900052-55-3
„Staps – Der Attentäter“ ist bereits der fünfte historische Roman, der unter dem Pseudonym S. Coell veröffentlicht wird. Wie seine Vorgänger verbindet auch dieses Werk sorgfältig recherchierte historische Fakten mit einer lebendigen literarischen Erzählweise.
Im Zentrum steht das Attentat auf Napoleon Bonaparte, das im Jahr 1809 in Schönbrunn verübt wurde – zu einer Zeit, in der der französische Kaiser auf dem Höhepunkt seiner militärischen Macht stand. Der junge Friedrich Staps aus Naumburg an der Saale, gerade einmal 17 Jahre alt, wagte diesen Schritt, getrieben von der Hoffnung, der französischen Tyrannei und der Fremdherrschaft über die deutschen Lande ein Ende zu setzen. Der Roman fußt somit auf einem realen historischen Kern, der im weiteren Verlauf jedoch zunehmend fiktionale Züge annimmt.
Der Autor widmet sich intensiv dem letzten Lebensjahr des jungen Attentäters und geht dabei der Frage nach, welche inneren Beweggründe Friedrich Staps zu seiner radikalen Tat geführt haben könnten. Einen bedeutenden Einfluss schreibt der Roman den Werken Friedrich Schillers zu – insbesondere dem Drama Wilhelm Tell, das zentrale Fragen des Widerstandsrechts aufwirft, sowie der Jungfrau von Orleans, in der es um die moralische Legitimation individuellen Handelns geht.
Ebenso faszinierend sind die im Buch geschilderten Begegnungen mit einer fiktiv adaptierten Figur: der adeligen Charlotte Corday. Auch sie war in der Realität durch ihr Attentat auf Jean Paul Marat zu einer Symbolfigur revolutionären Widerstands geworden. Ihre fiktive Präsenz im Leben von Staps erhält im Roman eine tiefere Bedeutungsebene und lässt Rückschlüsse auf seine innere Entwicklung zu.
Darüber hinaus behandelt das Werk das Thema des Verlustes nationaler Souveränität – ein zentrales Motiv, das anhand literarischer Figuren und ihrer Reaktionen auf gesellschaftliche Umwälzungen anschaulich gemacht wird. Die Leserinnen und Leser begegnen dabei verschiedenen Haltungen: von fortschrittsgläubigem Überschwang über stille Skepsis bis hin zur gleichgültigen Passivität:
„Denen, die schon in der Vergangenheit jede neue Mode enthusiastisch begrüßten, so groß konnte der Unfug gar nicht sein, und sich stets fortschrittlicher und somit klüger als alle anderen Kollegen wähnten, standen jene gegenüber, die ich als die Leisen bezeichnen will. Ihnen bedeutete jede Veränderung ein Menetekel, somit nichts als potenzielles Unglück. Und dann gab es noch die Gruppe der Indifferenten. Die war gar nicht so klein und zeichnete sich stets dadurch aus, entweder gar nichts zu sagen oder dem jeweiligen Gesprächspartner zuzustimmen.“
(Kapitel II, S. 14)
Gerade durch diese eindrucksvolle Auseinandersetzung mit dem historischen Gefühl von Fremdherrschaft eröffnen sich für die heutige Leserschaft überraschende Parallelen zur Gegenwart. Damit gelingt es dem Roman, Vergangenheit und Gegenwart sinnstiftend zu verknüpfen und zur kritischen Reflexion anzuregen.